Der 10-Jahresvergleich von immowelt.de für die Angebotspreise von
Eigentumswohnungen in Deutschlands Großstädten zeigt: In 36 von 80
untersuchten Städten haben sich die Kaufpreise seit 2009 mindestens
verdoppelt / Gründe für Preisexplosion: Baupreise steigen in 10 Jahren
um 28 Prozent, Zinsen für Wohnbaukredite sinken auf Allzeittief und
Grundstücke werden immer teurer / Stärkster Anstieg: In Berlin sind die
Preise um 181 Prozent gestiegen - aktuell kostet der Quadratmeter im
Median 4.250 Euro / München (7.610 Euro) bleibt nach einem Plus von 163
Prozent mit Abstand teuerste Stadt / Auch kleinere Städte wie Oldenburg
(+177 Prozent), Offenbach (+160 Prozent) oder Augsburg (+159 Prozent)
verteuern sich stark / Der Osten zwischen Boom und Stagnation: Plus 101
Prozent in Halle, plus 17 Prozent in Chemnitz / In einigen Städten
Nordrhein-Westfalens sind die Anstiege geringer als die Inflation von 14
Prozent
- Frankfurt 2.380 € > 4.700 € > 97%
- Darmstadt 1.790 € > 3.750 € > 109%
- Mainz 1.630 € > 3.490 € > 114%
- Offenbach 1.380 € > 3.590 € > 160%
- Wiesbaden 1.970 € > 3.670 € > 86%
Jahrelang wurde in Deutschlands Großstädten wenig
gebaut. Inzwischen hat sich die Bauaktivität zwar stark erhöht, aufgrund
der gestiegenen Baupreise ziehen Neubauten das Preisniveau aber weiter
nach oben. Eine Immowelt-Analyse verdeutlicht das. Dafür wurden die
Angebotspreise von Eigentumswohnungen in 80 deutschen Großstädten
untersucht. In 36 Städten haben sie sich die Preise seit 2009 mindestens
verdoppelt. Darunter befinden sich Hotspots wie München oder Berlin,
aber auch kleinere Städte wie Oldenburg oder Offenbach. Allesamt Städte,
in denen viele neue Wohnungen errichtet wurden.
"Eine große
Zahl an Neubauten klingt zwar positiv, allerdings treiben deren hohe
Baukosten zusammen mit den teuren innerstädtischen Grundstückspreisen
das Preisniveau stark nach oben. Große Wohnungen mit guter Ausstattung
sind innerhalb der Metropolen und zahlreicher Großstädte für viele
Familien trotz niedriger Zinsen inzwischen schwer zu finanzieren. Zur
Miete zu wohnen ist häufig die einzige Option", sagt Prof. Dr.
Cai-Nicolas Ziegler, CEO der Immowelt. "Um die Eigentumsquote nachhaltig
zu erhöhen, muss die Abwanderung aus den ländlichen und
strukturschwachen Regionen, wo sowohl Bestandsimmobilien als auch
Bauland noch vergleichsweise günstig sind, gestoppt werden. Das kann zum
Beispiel durch steuerliche Vorteile für Unternehmen und daraus
resultierende Arbeitsplätze oder die Ansiedlung von Behörden und
Universitäten erreicht werden."
Baukosten und Grundstücke als Preistreiber
Wie stark die Entwicklung der Neubaupreise von den Kosten für Rohstoffe
und Handwerker beeinflusst wird, zeigt die Entwicklung des Baupreises:
In den vergangenen 10 Jahren ist dieser um 28 Prozent gestiegen. Hinzu
kommt, dass die zum Bauen nötigen Grundstücke innerhalb der Städte sehr
begrenzt sind und sich aufgrund der gestiegenen Nachfrage stark
verteuert haben. In Berlin beträgt zum Beispiel der Bodenrichtwert, der
den Durschnitt vergangener Grundstücksverkäufe abbildet, im Zentrum bis
zu 60.000 Euro pro Quadratmeter. Dass das Interesse an Wohneigentum so
stark gestiegen ist, liegt zudem am Kurs der Europäischen Zentralbank,
die den Leitzins immer weiter gesenkt hat und seit 2016 bei 0 Prozent
belässt. Dadurch sind die Zinsen für Wohnbaukredite sehr niedrig,
gleichzeitig erhalten Sparer aber auch kaum Zinsen auf ihre Einlagen.
Für ein Darlehen mit einer Laufzeit von 5 bis 10 Jahren betrug 2009 der
durchschnittliche Zinssatz 4,43 Prozent, 2019 waren es nur noch 1,39
Prozent. Immobilien sind daher eine beliebte Wertanalage.
Berlin mit größtem Plus
Die größte Steigerung der Analyse verzeichnet Berlin, was auch daran
liegt, dass das Preisniveau in der Hauptstadt jahrelang sehr niedrig
war. 2009 mussten Immobilienkäufer noch im Median 1.510 Euro pro
Quadratmeter zahlen. Nach einem Preisanstieg von 181 Prozent sind es
aktuell 4.250 Euro. Neben dem niedrigen Ausgangsniveau liegt der enorme
Sprung daran, dass die Bevölkerung und somit Nachfrage stark gestiegen
sind. Für Investoren wurde Berlin folglich immer attraktiver und es
wurde zunehmend im hochpreisigen Segment gebaut. Wie sich die Kaufpreise
infolge des Mietendeckels weiterentwickeln, bleibt abzuwarten. Eine
Studie von Immowelt und dem ifo Institut (http://ots.de/COK9zE) zeigt auf, dass die Preise bereits etwas langsamer steigen als in den übrigen Großstädten Deutschlands.
Kein Ende in Sicht in München
Der Abstand zu München könnte der Analyse zufolge noch größer werden.
Aktuell kostet der Quadratmeter für eine Eigentumswohnung 7.610 Euro.
Obwohl München schon vor 10 Jahren die teuerste Stadt war, hat der
Preisanstieg nicht nachgelassen. Um 163 Prozent haben sich Immobilien
seitdem verteuert - der drittgrößte prozentuale Anstieg aller Städte.
Dank anhaltender Niedrigzinsen und teurer Neubauprojekte ist wohl auch
vorerst nicht mit einem Abschwächen der Preiskurve zu rechnen. Diese
zeichnet sich auch für Hamburg (4.820 Euro) und Frankfurt am Main (4.700
Euro) nicht ab. In den vergangenen 10 Jahren sind die Angebotspreise in
der Hansestadt um 139 Prozent und in der Finanzmetropole um 97 Prozent
nach oben geklettert.
Zweitstärkste Steigerung in Oldenburg
Dass nicht nur die größten Städte vom Immobilienboom betroffen sind,
zeigt sich unter anderem an Oldenburg. Die niedersächsische Gemeinde
verbucht einen Anstieg von 177 Prozent und liegt damit nur knapp hinter
Berlin. Wer derzeit auf Wohnungssuche ist, muss mit mittleren Preisen
von 3.050 Euro kalkulieren, 2009 kostete Wohneigentum noch rund ein
Drittel so viel. Der Bevölkerungszuwachs der Universitätsstadt aufgrund
der guten wirtschaftlichen Lage und zahlreicher Jobs in der
Wissenschaftsbranche hat zu den steigenden Angebotspreisen beigetragen.
Hinzu kommt, dass zwar neuer Wohnraum entsteht, dieser aufgrund der
hohen Baukosten aber teuer am Markt angeboten wird. Neben Oldenburg
weisen auch Offenbach am Main (+160 Prozent) und Augsburg (+159 Prozent)
große Steigerungen auf. Zusätzlich zu den zahlreichen Neubauten wirkt
sich dort die relative Nähe zu Frankfurt beziehungsweise München
preistreibend aus.
Boom in Halle, Stagnation in Chemnitz
Im Osten Deutschlands zeichnet sich ein stark unterschiedliches Bild
ab. In den meisten Großstädten steigen die Kaufpreise stark an. In Halle
an der Saale (+101 Prozent) verdoppeln sich die Angebotspreise auf
aktuell 1.970 Euro pro Quadratmeter. Auch Rostock (+99 Prozent), Leipzig
(+88 Prozent) und Dresden (+81 Prozent) machen einen großen Sprung.
Alle Städte vereint, dass sie sich seit einigen Jahren wieder im
Aufschwung befinden - die Einwohnerzahlen und die Nachfrage nach
Immobilien steigen. Andere Regionen haben hingegen mit Abwanderungen zu
kämpfen und die Preise stagnieren in der Folge. Davon sind nicht nur
ländliche Regionen, sondern auch die Großstadt Chemnitz betroffen. In 10
Jahren gleicht die Veränderung von 17 Prozent gerade einmal die
Inflation von 14 Prozent aus. Aufgrund des hohen Leerstands hält sich
die Neubautätigkeit in Grenzen. Das Preisniveau bleibt mit 960 Euro pro
Quadratmeter somit niedrig.
Kaum Veränderung im Ruhrgebiet
Auch in einigen strukturschwachen Städten des Ruhrgebiets stehen viele Wohnungen leer. Die Kaufpreise haben sich geringer als die Inflation entwickelt: Hagen (+5 Prozent), Gelsenkirchen (+6 Prozent), Oberhausen und Bochum (je +11 Prozent) sind einige Beispiele. Herne (-4 Prozent) ist die einzige Stadt der Untersuchung, die sogar einen leichten Rückgang aufweist. Ein anderes Bild zeigt sich hingegen im restlichen Nordrhein-Westfalen. Die Universitätsstädte Aachen (+119 Prozent) und Münster (+101 Prozent) zählen aufgrund ihrer großen Attraktivität genauso wie die Rheinmetropolen Düsseldorf (+111 Prozent) und Köln (+80 Prozent) zu den teuersten Gegenden in NRW.
Original-Content von: Immowelt AG, ots