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Cellar Darling verzaubern Frankfurter Publikum trotz technischer Schwierigkeiten bis in den späten Abend

Nach dem Spiel der Bundesligafrauen vom FFC Frankfurt ging es für mich zu einem Konzert, auf das ich mich schon länger freute. Die Band Cellar Darling, die ich bereits im November 2017 in Aschaffenburg sehen durfte, machten mit ihrer aktuellen Tour Halt im Frankfurter Nachtleben.

Bilder zum Abend: Cellar Darling - 20.10.2019 - Nachtleben Frankfurt

Und nanu?! So eine lange Schlange am Eingang des Nachtlebens habe ich bislang auch noch nicht gesehen. Ohne es genau zu wissen, vermute ich, dass sich der Einlass etwas nach hinten verzögert haben musste, denn nach einiger Zeit kam die Schlange dann doch in Bewegung und die Menschen kamen in den schönen kleinen Kellerclub hinein.

Einen Vorteil hat so ein verspäteter Einlass dann schon, wenn alles andere nach Zeitplan abläuft: man muss nicht so lange auf den Beginn des Konzerts warten. Und so war es dann auch. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis die erste Band des Abends auf der Bühne stand und ihre Musik und sich präsentierte.

Es begann also mit der Band Oceans, die durchaus melodische Songs spielen aber auch durchaus härtere Elemente und Ruffs mit einfließen lassen. Auch beim Gesang wird sehr häufig das Growling verwendet. Das wunderte mich dann schon etwas, das eine Band diesen Schlags im Vorprogramm von Cellar Darling auftritt.

Auf der anderen Seite ist das natürlich auch ein schöner Kontrast, um die Leute am frühen Abend einmal schön wachzurütteln. Aber es gibt durchaus auch, wie bereits erwähnt, einen angenehm großen melodischen Anteil in den Songs. Manch einer, wie „The Sound of your Voice“ hat auch einen gewissen Ambience-Anteil, der musikalisch als auch lyrisch zum träumerischen Davonschwimmen verleiten kann. Kraftvoll, dabei nicht zu übertrieben in der Härte und dennoch gut eingemischte Growls. Reinhören kann sich hier durchaus lohnen. Die Musik, die die Band in ihrer halben Stunde präsentierte wirkte auf dieser Ebene durchaus abwechslungsreich und unterhaltsam.

Der Abbau ging recht schnell und gleichzeitig wirbelte die nächste Band bereits auf der Bühne, um für ihren Auftritt alles aufzubereiten. Dabei hatten die aus Dänemark kommenden Künstler der Band Forever Still trotz des Aufbaustresses schon noch das ein oder andere Lächeln und kurze Kommentare für die Zuschauer übrig.

So schnell das Gewusel auf der Bühne begann, so schnell endete es auch und nach relativ kurzer Zeit begannen die alternativen Metaller aus Dänemark ihren Stil ins Nachtleben hinein zu bringen.

Sängerin Maja Shining, die auch gelegentlich das Keyboard bedient, hat hierbei eine sehr markante Stimme. Je nach Song sind die Elemente, in denen sie ihre natürliche Stimmfarbe nutzt und zwischen Screams und leichtem Growl wechselt unterschiedlich. Sie kann genauso gefühlvoll als auch kraftvoll singen und das passt hervorragend zu der Musik, den die Band spielt. Zwischen einfachen und fesselnderen Riffs und ruhigeren, fast träumerischen Elementen, zeigen die Dänen, dass sie ihr Handwerk verstehen und Spaß daran haben. Dennoch ist die Prägung der Musik überwiegend metallisch und härter, dabei aber melodisch und klangvoll.

Trotz des wenigen Platzes auf der kleinen Bühne im Nachtleben ist es insbesondere Maja gelungen viel Bewegung in den Auftritt hineinzubringen. Aber auch Gitarrist Inuuteq Kleemann machte so häufig die Windmühle mit seinen langen Haaren, dass klar war: die haben Energie und wollen diese unter die Leute bringen.

Zu schnell verging dabei auch die Zeit mit Forever Still. Auch sie hatten nicht so viel Zeit, um ihr ganzes Repertoire vollends präsentieren zu können. Doch der Eindruck war ein sehr positiver, den sie im Nachtleben hinterlassen konnten.

Anschließend folgte eine zu erwartende längere Pause, bis der Hauptgang des Abends serviert werden konnte. Eine Pause, in der man kurz hinaus zum Rauchen oder sich mit Flüssignahrung versorgen konnte.

Dass die Pause ungewollt eine knappe Stunde betragen sollte, war der Technik geschuldet. Aus irgendeinem unbekannten Grund hatte diese einfach keine Lust mehr zu arbeiten. Aber die Techniker schafften es dann doch und das Frankfurter Publikum wartete geduldig auf den Beginn, der erst gegen 22:45 war.

Jubel und Applaus gab es, als es endlich losgehen konnte. Und man sah die Erleichterung auch bei Frontfrau Anna, die sich noch wenige Minuten zuvor für die Verzögerung entschuldigte und um Geduld bat.

Natürlich spielten sie die Songs von ihrem Konzeptalbum „The Spell“, das in diesem Jahr erschienen ist und eine gefühlvolle Reise, man möchte fast sagen durch Zeit und Raum, darstellt. Wobei das nicht ganz zutreffend ist, wenngleich Annas Gesang durchaus diese Rückschlüsse zulassen kann.

Vielmehr geht es um das Leben an sich; Liebe, Hass, Leben und auch den Tod. Und natürlich alles dazwischen von Gefühlen, Emotionen und Gedanken. Das Ganze musikalisch verpackt in schönen Riffs mit der Begleitung der Drehleier und dem stimmigen Gesang von Anna dazu. Bei vielen der Songs ist es fast ein Automatismus, dass man seine Augen schließt und sich von der Musik und Annas Stimme führen lässt.    

Dadurch kann schon eine gewisse Art der Entspannung eintreten, die mal mehr und mal weniger kräftig ausfällt. Dahingegen werden progressive Rock Elemente eingesetzt, um wieder aus der Entspannung herauszuführen. Das Zusammenspiel der Elemente aus ruhigeren, fast bedächtigen Passagen, und rockig geprägten Riffs ist hervorragend gelungen. Wenn jedoch, für mich persönlich, auf ein ganzes Konzert betrachtet, etwas zu ruhig.

Aber scheinbar wissen die Bandmitglieder schon selbst, dass es etwas zu ruhig werden könnte. Nach einigen schönen Songs wurden auch ältere Stücke gespielt, die wieder mehr Leben einhauchten. Meines Erachtens nach war das ein sehr gutes Timing und man merkt, dass die Künstler schon lange musikalisch professionell am Werk sind.

Man konnte sich darauf verlassen, dass es weder zu ruhig, noch zu laut oder zu gleichbleibend wurde, musikalisch betrachtet. Auch den Gästen, Fans und Zuschauern gefiel der Abend sehr gut. Es gab sehr viel Applaus, der auch gerne mal etwas länger anhielt; und das trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit. So verließ man das Konzert mit einem guten, entspannten und angenehmen Gefühl, nur um festzustellen, dass es bereits Montag war.

Text: Patrick Gawlik

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