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Alestorm – 03.10.2017 – Batschkapp Frankfurt

Ein Feiertag, an dem das Fernsehprogramm eher langweilig als spannend ist und Shoppingtouren nur in einem Hauptbahnhof stattfinden können, ist der Besuch eines Konzerts die wohl beste Alternative. Also nichts wie ab in die Batschkapp und gute Musik sehen und hören.

Durch den Feiertag begann das Ganze auch etwas früher als gewohnt. Bereits um 19:20 Uhr gingen die Lichter aus und ehm Moment, was kommt da bitte auf die Bühne? Vier Gestalten in silbernen Outfits, die mir erstmal sehr suspekt erschienen.

Es handelte sich um die Band „Troldhaugen“ aus Australien. Rein vom Namen her hätte ich sie eher nach Skandinavien verlegt, aber das Internet belehrte mich eines Besseren. Aber mal zum Wesentlichen, zur Musik. Da liegt dann aber der Seelachs begraben. Diese Band kann man absolut keinem Genre zuordnen. In ihren gut 35 Minuten auf der Bühne spielten sie ein recht chaotisches aber irgendwie doch melodisches Set. Der Sänger wechselte oft zwischen Sprechgesang, Schreigesang und normalem Gesang hin und her. Und genauso sind auch die Songs, die sie spielen. An manchen Stellen gibt es musikalische Einspielungen, die das Musizieren kurz unterbrechen, dann wieder enden und schon geht es weiter. Die Genres, die sie in ihre jeweiligen Lieder einbringen, sind mit Elementen aus Power, Thrash, Black, Heavy und Folk Metal bestückt. Wahrscheinlich sind es sogar noch ganze andere Genres, die mit einfließen.

Der Sänger an sich schien zumindest so, als hätte er bei der ganzen Sache einen ziemlichen Spaß. Er machte sehr viele merkwürdige Gesichtsausdrücke, tanzte umher, machte einen Hüftschwung, der seinesgleichen sucht und hatte sogar mal eine Handpuppe als Co-Sänger angezogen. Er war jedenfalls sehr gut zu hören und zu sehen. Man merkte aber, dass die Batschkapp ob des musikalischen Chaos, das präsentiert wurde, zunächst irritiert wirkte. Anfänglich gab es wenig Applaus; wohl auch bedingt dadurch, dass keiner so recht wusste, ob ein Song nun vorbei ist oder nicht. Aber je länger es dauerte, desto mehr kam auch vom Publikum, die auch der einzigen Aufforderung zum Mitklatschen folgten. Wie viele Menschen genau bei einer vorherigen Aufforderung zum Bewegen des Hinterteils mitmachten, kann ich nur schwer beurteilen. Es war jedenfalls recht amüsant was auf der Bühne passierte, insbesondere durch das Tun des Sängers. Definitiv mal ganz was Anderes, das einem durchaus immer mehr gefällt, je länger es gehört wird.

Nach diesem interessanten, lustigen und etwas verstörenden Auftritt dieser Band, gab es zunächst eine kurze Pause von ca. 15 bis 20 Minuten ehe die zweite Vorband des Abends ihr musikalisches Können auf der Bühne präsentierten.

Im Gegensatz zu Troldhaugen ist der Stil von Aether Realm deutlich geradliniger. Harte Riffs, schöne Solos und sehr viel gutturaler Gesang. Das passt auch zu einer Band, die Melodic Death / Folk Metal spielt. Der Stil ist jedoch teilweise so geradlinig, dass sich die Songs sehr ähneln. Abgesehen von einer Ballade, bei welcher der Sänger in Normalstimme gesungen hatte.

Mir fiel hier aber auf, dass das Mikrofon des Sängers nicht unbedingt gut eingestellt war, so war es für mich häufig sehr schwierig ihn überhaupt gut verstehen zu können, was bei gutturalem Gesang ohnehin schon etwas schwieriger ist. Das Mikro fiel sogar einmal herunter. Den Aufprall hörte man sehr gut. Aufheben und weitersingen als wäre nichts gewesen.

Immerhin gab es viele Interaktionen mit den Gästen in der Batschkapp, die vor Allem zum Fauststoß aufgefordert wurden. Aber auch das rhythmische Mitklatschen wurde nicht vergessen. Es schien vom Pegel her schon lauter geworden zu sein als es noch bei Troldhaugen der Fall war. Vielen gefiel das wohl ganz gut.

Ich persönlich höre zwar auch ab und an Melodic Death Metal, aber auch nur ausgewählte Songs. Für mich war das schon zu viel auf einmal, da auch die Tonabmischung für diese Band nicht optimal getroffen war.

Nach der zweiten und letzten Umbauphase war die große Quietscheente schon bereit und nach einem kurzen Gespräch über E-Zigaretten draußen vor der Batschkapp, enterten die Herren von Alestorm kurz vor halb zehn die Bühne.

Bereits großer Applaus und viel Jubel kamen ihnen von den Zuschauern entgegen. Mit Keelhauled begann der Abend und es wurde bereits kräftig mitgesungen und mitgeklatscht. Der Sound war perfekt und auch die Lightshow war über die 90 Minuten des Auftritts von Alestorm genial.  Pirate Power Metal war angesagt und den Fans gefiel es wahrlich sofort. Die Band gab sich auch keine Blöße und hielt den Stimmungspegel permanent hoch.

Neue und alte Songs der schottischen Band wurden gespielt und bei den meisten brauchte weder mitsingen noch mitklatschen angestimmt werden, da das Publikum dies spontan selbst initiierte. Aber zum Springen wurde noch separat aufgefordert. Kein Problem, auch das wurde gerne angenommen und so sprangen sehr viele Gäste in der Batschkapp.

Eine richtig gute Power Metal Party entstand. Das lag wohl auch mitunter daran, dass die Texte durchaus häufiger mit Alkohol zu tun haben. Nichts desto weniger war die Qualität des Sounds wirklich perfekt, so dass die Keyboards und auch die Gitarren, gerade bei Solos, perfekt zu hören waren. Ebenso war es auch beim Gesang.

Schön war auch bei einem eher ruhigeren Song beinahe die ganze Batschkapp im Takt schunkeln zu sehen. Das müsste bei „Nancy the tavern wench“ gewesen sein. Zumindest beim Hören von Alestorm zu Hause, als ich diesen Bericht schrieb, sehe ich diese Menge an Menschen wieder vor mir, wie sie von links nach rechts schunkeln und zurück. Genauso ähnlich war es auch vor dem Song „Bar ünd Imbiss“. Da wurde ein Vorurteil, was uns Deutsche betrifft, mal so richtig ausgekostet. In dem Song geht es um Würste und Bier. Ja, Würste. Auf Englisch: „sausages“. Und das durften dann mal alle im Chor rufen. Aufgefordert und getan. Wie man also spaßig sein kann und solche Dinge für sich zu nutzen, wissen sie jedenfalls.

Auch das Teilen der Gäste nach links und rechts um zu einem Song die bekannte „Wall“ zu kreieren kam bei den Gästen sehr gut an. Ebenfalls waren viele Crowdsurfer zu sehen. Daran erkennt man den Partycharakter eines Konzerts von Alestorm.

Eine wirklich fantastische Live-Band, die genau wissen, wie sie mit dem Publikum umgehen müssen, so dass es eine Party wird. Ob es nun an der Songauswahl, den Interaktionen, dem klasse Sound und den genialen Lichteffekten ist. Für mich steht fest, dass ein weiterer Besuch von Alestorm definitiv Pflicht sein wird. Wenn bei einem Konzert die Zeit so schnell vergeht, dass bereits über eine Stunde vergangen ist, wenn man auf die Uhr schaut, dann macht es Spaß. Power Metal? Alestorm! Unbedingt.

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