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Steve Hill – 14.09.2017 – Ponyhof Frankfurt

Der Ponyhof war mir bislang ein unbekannter Club für Live Musik. Umso interessanter war es natürlich diesen einmal zu betreten und von innen zu sehen. Während das Nachtleben noch recht großzügig vom Platz her ist, ist der Ponyhof noch ein Stück kleiner und bietet wahrscheinlich gerade so für 100 Gäste Platz, wobei es dann sehr eng werden dürfte. Ein Wohnzimmer also, wenn man so will. Getränke gibt es natürlich an der Bar und für Toiletten ist auch gesorgt.

Dass vor den Instrumenten von Steve Hill noch weitere aufgebaut waren, deutete wohl darauf hin, dass es eine Vorband gab, von der ich nichts wusste. Aber sehr gut, mehr Musik fürs Geld als ich erwartet hatte.

Pünktlich um 20:30 wanderten zwei junge Herren, welche gerade noch mitten unter den ca. 30 bis 40 Personen standen, zu ihren Instrumenten und begannen zu spielen.

„Wer waren diese beiden und was spielten sie wohl?“, fragte ich mich als sie begannen zu spielen. Wie sich später in einem Gespräch mit beiden herausstellte, spielen sie Electric Blues und der Bandname ist LaRona.

In ihren gut 30 Minuten des Spielens war doch zu bemerken, dass bei den beiden Frankfurtern noch alles nicht ganz perfekt war, sie aber schöne Musik und guten Gesang an den Tag legten. Sie haben Spaß an dem was sie tun und das merkt man beiden auch an. Eric, der junge Herr mit Hut, musste hin und wieder seine Gitarre nachstimmen, aber hey – so ist das in kleinen Clubs nun mal und das macht die Musiker einfach menschlich. Sie haben definitiv versucht das Beste aus ihrer Zeit zu machen, von der sie übrigens erst zwei Tage zuvor wussten, dass sie diese haben werden.

Die Songs sind in einem interessanten und gut klingenden Wechsel zwischen mal ruhiger und mal lauter und ggf. auch manchmal etwas schneller. Die Melodie insgesamt war klasse, auch wenn Eric immer wieder ein paar Feineinstellungen für die Gitarren machen musste. Jedoch hat er eine, aus meiner Sicht, sehr interessante Art die Gitarre zu spielen. Mir gefiel es durchaus sehr gut, denn es ist was sie spielen: Electric Blues. Toby, der die Drums spielt, hat meiner Meinung nach für diese Musikrichtung eine entsprechend gute Stimme und Stimmlage; sehr passend zum Blues im Generellen. Aber auch Erics Stimme ist angenehm und passend für dieses Genre und unterscheidet sich gut zu der von Toby. Was übrigens auch bedeutet, dass trotz des kleinen Clubs eine gute Abmischung der Sounds möglich ist.

Dieser Musikstil war für mich tatsächlich etwas Neues und hat durchaus seinen Charme. Klar, den klassischen Blues kenne ich auch und ist hin und wieder als Abwechslung schön zu hören. Aber was die beiden anbieten ist eine Spur moderner, würde ich sagen. Ich wünsche den beiden, dass sie ihren Bekanntheitsgrad über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaustragen können und bedanke mich für das nette Gespräch an diesem Abend. Wirklich zwei sympathische junge Herren. Weiter so!

Während die Jungs von LaRona ihr Hab und Gut einpackten, war sozusagen eine kleine Umbaupause, die ich schon einmal dafür genutzt habe um zu schauen, was der Fanartikelstand von Steve Hill im Angebot hatte. Mehrere CDs, ein paar Schallplatten und natürlich T-Shirts. Ein kleines überschaubares Sortiment.

Langsam wurde es aber Zeit, denn die Bühne war bereit. Nur der Musiker selbst fehlte noch. Ich muss aber zugeben, dass ich vor seinem Auftritt noch ziemlich skeptisch gewesen bin, ob das wirklich so gut wird. Zwar hatte ich mir einige seiner Songs auf YouTube angesehen und angehört, aber es hätte dort auch geschönt sein können. Und wir kennen alle diese Ein-Mann-Bands, die auf öffentlichen Plätzen praktizieren. Über die Qualität der meisten dieser Künstler brauchen wir nicht reden, denn die ist so gut wie gar nicht vorhanden. (Sicher nicht bei allen, aber eben bei den meisten.)

Umso spannender wurde es, als Steve Hill die Bühne betrat, seine Gitarre in die Hand nahm und sich in Position stellte. Dieser Mann spielt also E-Gitarre und benutzt die tiefe Saite seiner Gitarre gleichermaßen als Bass während er im Stehen Base- und Snaredrum mit seinen Füßen bedient. Auch Hi-Hat und die Percussion, die in seiner Nähe steht, kann er mit einem an seiner Gitarre angebrachten zusätzlichen Stick bedienen. Zwar mag er die ganze Zeit stehen, aber sein Oberkörper ist stets in Bewegung. Ach ja, natürlich singt er auch noch – als wäre das Bedienen der Instrumente um ihn herum noch nicht genug.

Der Kanadier spielt Blues Rock und Rock’n’Roll mit Herzblut und voller Leidenschaft. Er legte los und spielte als gäbe es kein Morgen mehr. Es war einfach beeindruckend mit welcher Energie er in den Abend startete. Es ist ja schon schwierig genug das Gitarrenspiel zu perfektionieren, aber was er da auf der Bühne, schon während der ersten Songs ablieferte, das war Faszination pur. Die Abmischungen im Ton haben gestimmt, sein sehr guter Gesang war nicht zu überhören und auch, dass er die Gitarre zusätzlich als Bass genutzt hat, war nicht zu überhören.

Ich stand ganz vorne und konnte mir seine Bewegungen und vor Allem auch sein Gitarrenspiel ansehen. Bei manchen seiner Songs konnte ich nicht anders als permanent auf seine Gitarre zu schauen und zuzusehen wie er diese spielt. Ich habe selten so eine atemberaubende Fingerfertigkeit an diesem Instrument sehen dürfen. Und nebenbei hat er noch die Drums bedient und gesungen.

Seine Songs beinhalten ein schönes variables Spektrum an schnellen und ruhigeren Passagen, aber auch an kraftvollen Gitarrensolos. Die Mischung aus klassischem bis modernen Blues gepackt mit schnellerem Rock’n’Roll und sehr gutem Gesang sind einfach hörenswert.

Sicher ist es für ihn schwierig während seiner Songs noch das Publikum zum Mitmachen zu animieren, schließlich hat er weder Hände noch Füße für sowas frei, aber zwischen den Liedern hat er immer wieder kleine Storys über sich und von seinen Erlebnissen erzählt. Wie zum Beispiel, dass er in jungen Jahren in einen bestimmten Club nicht reindurfte, weil er noch zu jung war, aber als Musiker im gleichen Club auf die Bühne durfte. Ebenso sprach er darüber, dass er für seine aktuelle Single „Emily“ ein Video drehen musste. Er mag das nicht besonders; vielmehr möchte er lieber auf der Bühne stehen. Aber was muss, das muss. Das Video habe ich mir übrigens auf YouTube angesehen und darin kann man durchaus sein spezielles Gitarrenspiel erahnen. Im Video ist es eine Akustik-Version, während er diesen Song im Ponyhof in seiner Lieblingsversion mit E-Gitarre gespielt hat. Und während er von seinen Erlebnissen oder über die Songs erzählte, sah man ihn immer wieder Lächeln und Lachen. Er hatte also sichtlich Spaß und auch die ca. 50 bis 60 Personen im Ponyhof waren von seinem Auftritt begeistert.

Es ist wahrlich nicht zu übersehen, dass Steve für die Musik lebt. Er ist Künstler durch und durch. Das ist, was man ihm auch beim Spielen und Singen ansehen und sogar hören kann. Ein Vollblutmusiker, der sein Leben seiner Passion gewidmet hat. Hier und da hat aber auch mal die Technik ein paar Aussetzer gehabt, was bei den höheren Tönen seiner Gitarre besonders auffiel, da diese einfach nicht kamen. Das hat ihn etwas geärgert, aber trotzdem hat er unbeirrt weitergemacht, während einer seiner beiden Helfer schnell dazukamen um dieses technische Problem zu lösen. Schmunzelnd sagte er nach dem Song, dass er einen Hang dazu habe, die Technik kaputt zu machen. Natürlich mehr ungewollt als gewollt.

Ich könnte noch ewig viele Absätze darüber schreiben wie begeistert, fasiniert und ebenfalls beeindruckt ich von diesem Künstler gewesen bin. Aber zu viel Text wäre kontraproduktiv. Also fasse ich kurz zusammen:

Steve Hill ist ein Musiker mit Herz, Leidenschaft, Gefühl und Ausdauer. Die Musik, die er macht ist sehr schön und abwechslungsreich. Er versteht es insbesondere die Qualität, die er beim Gitarrenspiel hat, hervorzuheben und gesanglich zu untermalen. Sein kraftvoller Auftritt beinhaltet große Qualität und Energie. Er wirkt sympathisch und hat sichtliche Freude, sichtlichen Spaß beim Musizieren.

Diesen Künstler unterstütze ich gerne und konnte nicht widerstehen mir gleich drei seiner Alben zu kaufen. „Solo Recordings Vol. 1 bis 3“.

Ich persönlich kann nur jedem empfehlen zu einem seiner Auftritte zu gehen. Seine Tour hat gerade erst begonnen und er reist kreuz und quer durch Deutschland. Es ist ein faszinierendes, beeindruckendes Erlebnis. Noch mehr, wenn man auf Blues und Rock’n’Roll steht.

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