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Statement der United Volleys Frankfurt zur Nicht-Nominierung für die Champions League

Seit dem coronabedingten vorzeitigen Ende der Volleyball Bundesliga-Saison 2019/20 im März war für die United Volleys Frankfurt, die zum damaligen Zeitpunkt auf Platz zwei lagen, ebenso wie für die übrigen Clubs von der Tabellenspitze eine Frage offen: die nach der Vergabe der beiden Champions League-Plätze für die kommende Spielzeit. Gespräche mit der Volleyball Bundesliga (VBL) wurden geführt, die Bereitschaft zu einem Start in der Königsklasse wurde abgefragt (und von Anfang an bejaht) und ansonsten auf eine finale Entscheidung des europäischen Verbands CEV (voraussichtlich) im Juli verwiesen. Seit vergangener Woche steht diese fest: Die CEV räumt den nationalen Verbänden die Möglichkeit ein, einen zusätzlichen Teilnehmer für die Champions League zu melden. Voraussetzung: Das entsprechende Team muss in den zurückliegenden drei Jahren schon mindestens zwei Mal dort angetreten sein.

Geschaffen wurde diese Regelung laut Aussage der CEV, um vor allem solchen langjährigen Topteams eine Teilnahme zu ermöglichen, die beim Abbruch der Spielrunde keinen für die Qualifikation ausreichenden Tabellenplatz belegt hatten, diesen aber im weiteren Saisonverlauf noch hätten erreichen können. Ein Szenario, das exemplarisch auf die Situation in der Volleyball Bundesliga passt: Zum Saison-Aus belegte der Bundesliga-Rekordmeister und Champions League-Stammgast VfB Friedrichshafen (knapp) hinter den United Volleys Rang drei. Andere Verbände haben diese Chance genutzt und dadurch ihr Teilnehmerkontingent erhöht. Die VBL und der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) bleiben hingegen bei ihrer bereits im Mai getroffenen und der CEV übermittelten Entscheidung, lediglich den Tabellenführer Berlin Recycling Volleys und den VfB Friedrichshafen zu melden.

Diese erfolgte nicht nach dem Tabellenstand (der unvollständigen Saison), sondern auf der Grundlage einer Drei-Jahres-Wertung, welche die Ergebnisse der zurückliegenden drei Spielzeiten (mit)berücksichtigt. Die United Volleys hatten dieses Votum des VBL-Vorstands im Mai zur Kenntnis genommen, ohne den eigenen Anspruch auf die Teilnahme an der Königsklasse aufzugeben. Absprachegemäß wurde seitens VBL und DVV versucht, per Eingabe bei der CEV einen dritten deutschen Startplatz zu erhalten. Mit dem Beschluss aus der vergangenen Woche ist diese Möglichkeit nun offiziell geschaffen. Dass man in Deutschland trotzdem nicht einmal den Versuch macht, auf eine Nominierung aller drei Teams unter Verweis auf den letzten Tabellenstand (wie in anderen Ländern) hinzuwirken, ist aus Sicht der United Volleys absolut unverständlich und schädlich für den deutschen Volleyball. Neben dem zusätzlichen Startplatz gehen dadurch immerhin auch wertvolle Punkte für das europäische Nationen-Ranking verloren.

„Seit unserem Erstliga-Aufstieg 2015 war unser oberstes Credo, uns für die Interessen des deutschen Volleyballs einzusetzen. Seit 2016 haben wir jedes Jahr, also vier Mal hintereinander, von unserem internationalen Startrecht Gebrauch gemacht und Punkte für Deutschland gesammelt", erklärt United Volleys-Gründer und Geschäftsführer Jörg Krick. „Andere Vereine haben sich die damit verbundenen enormen Ausgaben gespart und lieber anders investiert. Dadurch ist der einzige Männer-Startplatz im CEV Cup jetzt auch noch verlorengegangen. Dass ausgerechnet wir nun die Leidtragenden sein und für den drittklassigen Challenge Cup melden und zahlen sollen, kann ich nur als absurd bezeichnen. Das werden wir auf keinen Fall tun, damit hat Deutschland statt möglichen fünf höchstens noch drei Starter im Europapokal. Wenn andere Nationen demnächst an uns vorbeiziehen, können sie sich kaputtlachen. Das bekommt man wahrscheinlich nur hier bei uns hin, dass man freiwillig so eine Möglichkeit verschenkt." 

Der von der Liga angeführte Beschluss vom Mai kann nach Meinung der United Volleys nicht als überzeugendes Argument herhalten. Jörg Krick: „Weder waren die jetzt erst von der CEV geschaffenen Voraussetzungen bekannt, noch war der Zeitpunkt unmittelbar nach dem Abbruch und unter dem Eindruck der Corona-Pandemie und ihrer unabsehbaren Folgen sinnvoll. Es muss ja einen Sinn haben, wenn die CEV als finalen Melde-Stichtag den 1. August festlegt. Wir sehen auch nicht, wer einen unzumutbaren Nachteil dadurch hätte, dass drei deutsche Teams in der Champions League dabei wären. Friedrichshafen müsste dann zwar bei entsprechender Nominierungsreihenfolge eine oder mehrere Vorrunden spielen, um in die Gruppenphase zu kommen. Aber das hätte JEDEN von uns treffen können, die Ausgangslage war völlig offen. Da sollte keiner denken, ihm stünde von vornherein ein Anspruch auf die Gruppenphase zu, Europapokalplätze sind schließlich keine Erbhöfe."

Besonders enttäuschend ist für die United Volleys, dass in den vergangenen Jahren immer wieder vehement gefordert worden war, dass weitere Vereine durch Ambition und professionelle Arbeit die jahrzehntelange Dominanz von Friedrichshafen und Berlin an der Tabellenspitze aufbrechen sollten. „Genau das haben wir gemacht und viel Geld, Energie und Begeisterung hineingesteckt", so Krick. „Jetzt waren wir genau so weit, an dieser Dominanz zu rütteln, haben bei unserer Siegesserie in der Rückrunde Friedrichshafen geschlagen und vom zweiten Platz verdrängt. Dass genau das jetzt bei der Champions League-Platzvergabe auf den Kopf gestellt wird, man lieber Meriten aus der Vergangenheit heranzieht und sicherheitshalber die ‚üblichen Verdächtigen' nominiert, das zeigt, wie ernst diese vollmundigen Forderungen offenbar von manchen gemeint waren."

Die United Volleys werden sich nun für die kommende Saison ungewollt auf die Bundesliga und den DVV-Pokalwettbewerb konzentrieren müssen. „Gerade in der aktuellen Situation, in der quasi jeder deutsche Profiverein ums Überleben kämpft, ist gar nicht zu ermessen, was uns mit der Champions League als Argument gegenüber Sponsoren und anderen genommen wurde", betont Jörg Krick. „Besonders zu bedauern sind die Spieler, darunter zahlreiche deutsche Nationalspieler und Talente, die um ihren Auftritt auf europäischer Bühne und damit um Karrierechancen gebracht werden. Ich kann nur hoffen, dass die sportliche Motivation für die Saison dadurch sogar noch größer wird."

Quelle: Pressemeldung United Volleys - Foto: United Volleys/Marcel Lorenz

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