Deutsche Industrie: Drittes Jahr in Folge Produktionsrückgang erwartet
Die deutsche Industrie steht weiterhin unter erheblichem Druck: Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) prognostiziert für 2024 ein Produktionsminus von drei Prozent. Es wäre das dritte Jahr in Folge mit rückläufigen Zahlen. Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner zeichnete ein düsteres Bild: „Eine Erholung im Jahr 2025 ist nicht in Sicht.“ Besonders betroffen sind Schlüsselbranchen wie der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und die Elektroindustrie, die zweistellige Rückgänge hinnehmen mussten.
Dramatische Zahlen in Leitbranchen
Die Produktionszahlen in wichtigen Sektoren zeigen das Ausmaß der Krise:
- Fahrzeugbau: Minus 6,9 Prozent (per September 2024 im Vergleich zum Vorjahr)
- Maschinenbau: Minus 8,5 Prozent
- Elektroindustrie: Minus 10,7 Prozent
Gönner betonte, dass der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit den Standort Deutschland besonders treffe.
Minimalwachstum der Wirtschaft
Auch gesamtwirtschaftlich zeigt sich die Flaute: Laut dem Statistischen Bundesamt wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal nur um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Eine frühere Schätzung von 0,2 Prozent wurde nach unten korrigiert.
EU ebenfalls betroffen
Der BDI verwies in seinem aktuellen „Industriebericht 2024“ darauf, dass auch die EU von einer anhaltenden Industrierezession betroffen sei. Für die gesamte EU wird ebenfalls ein Produktionsrückgang von drei Prozent erwartet. Sowohl Deutschland als auch die EU verlieren laut dem Verband an Attraktivität als Wirtschaftsstandorte.
Exporte und Handel schwächeln
Die schwache Lage der deutschen Industrie spiegelt sich auch in den Exportzahlen wider. Der BDI erwartet für 2024 einen Rückgang der Exporte um 0,5 Prozent, während der weltweite Warenhandel um zwei Prozent zulegen dürfte. Die Erwartungen für 2025 sind ebenfalls pessimistisch.
BDI fordert politische Reformen
Um den Abwärtstrend zu stoppen, appelliert der BDI eindringlich an die Politik. Es brauche „dringend eine neue und handlungsfähige Regierung“, die mit Entschlossenheit Reformen umsetze, um den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen. Zu den geforderten Maßnahmen zählen unter anderem Investitionen in Infrastruktur, eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast sowie klare Strategien für die Energiewende und den Fachkräftemangel.
Fazit: Herausforderung für Politik und Wirtschaft
Die deutsche Industrie sieht sich vor einer doppelt schwierigen Aufgabe: einer schwachen Binnenwirtschaft und einer zunehmend wettbewerbsintensiveren globalen Handelslandschaft. Ohne umfassende Reformen droht der Abwärtstrend anzuhalten, mit weitreichenden Folgen für Arbeitsplätze und Wachstum in Deutschland.