Skip to main content

Am Mittwoch fast alle Apotheken geschlossen, Apotheker gehen in den Streik

Vor 20 Jahren schrumpfte die Zahl der Apotheken in Hessen von 1.412 auf 1.389. Im ersten Quartal des Jahres schlossen 23 Geschäfte. Als Gründe nannte der Hessische Apothekerverband (HAV) in Offenbach überbordende Bürokratie, jahrzehntelange Unterfinanzierung und mangelnde Wertschätzung seitens der Bundesregierung. Um auf die schwindende Zahl an Apotheken aufmerksam zu machen, planten die Apotheker bundesweite Proteste.

In Wiesbaden sollte eine Kundgebung stattfinden. Fast alle Apotheken in Hessen wollten sich daran beteiligen, wie ein Sprecher des HAV mitteilte. Die Präsidentin des Branchenverbandes Abda, Gabriele Overwiening, forderte eine Erhöhung der Gebühren um knapp 50 Prozent. "Damals wurden wir mit 8,35 Euro je Medikament honoriert, seit 20 Jahren ohne relevante Anpassung. Angesichts der Kostenentwicklung brauchten wir 12 Euro, sonst rechnete es sich nicht", sagte sie. Darüber hinaus ging es um Bürokratie: Für das Management von Lieferengpässen waren mindestens sechs Stunden pro Woche pro Apotheke nötig, wie die Abda mitteilte.

Sie ging von etwa 20 Millionen verordneten, aber nicht verfügbaren Arzneimitteln pro Jahr aus und forderte deshalb einen Engpass-Ausgleich als Honorar für den personellen Mehraufwand. Am Tag der Proteste würde die Arzneimittelversorgung nur noch über Notdienstapotheken erfolgen. Welche Geschäfte an diesem Tag einen Notdienst anbieten, hänge in den örtlichen Apotheken und dem Gesundheitsportal der deutschen Apotheken aus. Über das Gesundheitsportal der deutschen Apotheken konnten Nutzer die Notdienstapotheken in ihrer Nähe auch online finden. Für Hessen gab es die Suche auch über die Landesapothekerkammer. In beiden Fällen funktionierte die Suche über die Postleitzahl und die nächstgelegenen Apotheken wurden auf einer Karte angezeigt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar zurückgewiesen. "Die gesetzlichen Krankenkassen klagten damals über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzte die Mittel. Unter diesen Umständen war für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum" so der Bundesgesundheitsminister.

Anzeige