Ein fehlerhaftes Update hat weltweit Flughäfen, Krankenhäuser und Medienunternehmen lahmgelegt und sorgt für den größten IT-Ausfall aller Zeiten. Was darüber bekannt ist und welche Folgen die Störung hat, fassen wir zusammen.
Aktuelle Lage: Sind die Computerprobleme im Griff?
Der US-Softwarekonzern Microsoft teilte mit, dass der Fehler mittlerweile behoben sei. Dennoch gibt es weiterhin weltweite Auswirkungen. Zuvor hatte das US-Unternehmen Crowdstrike, das mit seiner Sicherheitssoftware offenbar für die weltweiten IT-Probleme verantwortlich ist, angekündigt, das Problem sei "identifiziert, isoliert" und werde "behoben". George Kurtz, Unternehmenschef von Crowdstrike, erklärte, dass es sich um keinen Sicherheitsvorfall oder Cyberangriff handle. Der Fehler liege in einem Update für Anwendungen des Microsoft-Programms Windows.
Jan Lemnitzer, IT-Experte an der Copenhagen Business School, zeigte sich im Interview mit tagesschau24 zuversichtlich, dass die Störung schnell behoben werden könne und keine nachhaltigen Probleme hinterlassen werde. Am Berliner Flughafen etwa konnten die Computersysteme bereits wieder hochgefahren werden, es komme nur noch vereinzelt zu Ausfällen.
Grund für die Störung
Der Auslöser ist ein fehlerhaftes Programm-Update des "Falcon Sensor" - einer Sicherheitssoftware des kalifornischen Unternehmens Crowdstrike, die weit verbreitet ist zum Schutz gegen IT-Bedrohungen und unter anderem Websites absichert. Der "Falcon Sensor" soll bösartige Aktivitäten im Datenverkehr entdecken, doch der Fehler ließ weltweit auf Rechnern das Windows-Betriebssystem von Microsoft abstürzen, was zu einem blauen Bildschirm führte.
Microsoft hatte zuvor Probleme mit seinem Cloud-Service 365 gemeldet. IT-Professor Lemnitzer erläuterte, dass die ganze Welt Microsoft-365-Cloud-Services benutze und es weltweit nur wenige große Cybersicherheitsanbieter gebe, die von allen großen Organisationen genutzt würden. Professor Ciaran Martin von der Blavatnik School of Government der Universität Oxford betonte, dass dieser Vorfall ein sehr unangenehmes Beispiel für die Anfälligkeit der wichtigsten Internet-Infrastruktur der Welt sei. Ein Anzeichen dafür, dass es sich um ein Problem mit einem Update der Sicherheitsfirma handle und nicht um einen großflächigen Cyberangriff, ist laut Lemnitzer die Tatsache, dass die Ausfälle in Australien begannen und sich dann mit der aufgehenden Sonne weltweit ausbreiteten.
Ausmaß und Schaden
Experten halten die Computerausfälle wegen ihres globalen Ausmaßes für beispiellos. Sicherheitsberater Troy Hunt schrieb auf Social Media, dass es der größte IT-Ausfall aller Zeiten sei. Windows ist das weltweit am weitesten verbreitete Computer-Betriebssystem, und die Cybersicherheitssoftware von Crowdstrike wird von mehreren Zehntausend Kunden auf unzähligen Rechnern genutzt. CyberArk-Experte Grossman betonte, dass der Schaden für die Unternehmensabläufe auf globaler Ebene dramatisch sei.
Crowdstrike-Chef Kurtz entschuldigte sich bei den Betroffenen und bedauerte die verursachten Probleme zutiefst. Die weltweiten Kosten der IT-Probleme dürften sich erst in einigen Wochen oder Monaten abschätzen lassen, da neben den sofortigen Kosten auch spätere Nachforderungen durch betroffene Kunden eine Rolle spielen könnten. Die Aktie von Crowdstrike notierte im vorbörslichen Handel mit einem Minus von zeitweise mehr als 20 Prozent.
Fazit
Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, wie abhängig die moderne Welt von reibungslos funktionierender IT-Infrastruktur ist und welche weitreichenden Folgen ein fehlerhaftes Update haben kann. Die schnelle Reaktion und das rasche Eingreifen der beteiligten Unternehmen und Experten haben dazu beigetragen, die Probleme zu beheben, doch die Auswirkungen werden noch lange nachwirken.