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Schandmaul – 12.11.2017 – Batschkapp Frankfurt

Eine lange Schlange vor den Türen überraschte mich an diesem Abend, als ich an der Batschkapp eintraf. Dass diese so lang war, dass sie eine Kurve machte und man das Ende nicht wirklich einsehen konnte, hatte ich wahrlich nicht erwartet. Immerhin war mein Timing so gut, dass ich drinnen war, mir einen Platz suchen und dem Beginn um 19:45 beiwohnen konnte. Es standen bestimmt noch viele vor der Tür, die dieses glückliche Timing nicht hatten. Dafür wurde es recht voll, so dass ich an diesem Abend von 1.300 bis 1.400 Gästen in der Batschkapp ausgehe.

Begonnen hat der Abend mit der Band „Krayenzeit“. Die Ludwigsburger waren, meiner Ansicht nach, der perfekte Einstieg in den Abend und sehr passend zum Hauptakt Schandmaul. Ich muss gestehen, dass dieses Genre, das geprägt von Mittelalter und Folk ist, für mich mehr eine Abwechslung darstellt. Aber die Band hat durchaus auch sehr moderne Elemente in den Songs, so dass es eigentlich kein typisches Mittelalter und Folk mehr darstellt. Das wird insbesondere beim Klang der E-Gitarre deutlich, die in manchen Liedern in den Vordergrund gestellt ist.

Sie kamen beim Publikum sehr gut an und somit war von Beginn an Feuer in der Batschkapp und die Stimmung war schon sehr gut. Es wurde auch ganz oft zum Mitklatschen und Mitsingen aufgefordert, was die Gäste gerne annahmen. Mich selbst haben sie auch sehr positiv überrascht, da diese musikalische Mischung mittelalterlich und doch modern wirkt. Die vielen Instrumente, die sich wiederfinden, waren auch sehr gut hörbar. Man kann sich schnell in den Klang der Instrumente verlieben. Vor Allem die Violine und auch die Drehleier sind sehr einprägend. Gewiss auch die E-Gitarre. Jedoch kam es mir so vor, dass die Akustik-Gitarre häufig untergeht. Ich musste mich übrigens erstmal im Nachhinein darüber informieren, was genau die Drehleier eigentlich an Musik macht. Wieder etwas für die Allgemeinbildung getan. Es ist ein Saiteninstrument.

Die Partystimmung, die sich bereits nach wenigen Minuten einstellte, wurde nur durch technische Probleme kurz gestört. Es gab einen Schlag, den jeder hören konnte, und plötzlich war es so gut wie leise. Das passierte mehrere Male und man konnte den Musikern ansehen, dass dieses unangenehme Geräusch auch durch das Knöpfchen in den Ohren ging. Ich hatte schon die Befürchtung, dass irgendetwas Wichtiges kaputtgegangen sei. Glücklicherweise war das nicht der Fall, auch wenn es einige Momente dauerte, bis dieses Problem von der Technik behoben wurde.

Der Band muss man jedoch ein Lob aussprechen. Die Motivation weiterzumachen und sich nicht von dieser technischen Panne aus dem Konzept bringen zu lassen, war weiter da. Ihre positive Stimmung konnte nicht gebrochen werden, und so vergingen die insgesamt 45 Minuten ihres Auftritts viel zu schnell. Ich war durchaus überrascht, dass mir die Musik in Kombination mit diesem Auftritt so gut gefallen haben.

Übrigens ist die Band am 19.01.2018 erneut in Frankfurt im Club „Das Bett“. Da es die Karten auch direkt zu kaufen gab, habe ich mir zu einem späteren Zeitpunkt direkt eine besorgt, damit ich mir die Band nochmal ansehen kann. Dann hoffentlich ohne technische Pannen. Aber ich bin da guter Dinge. Sie haben mich wirklich begeistert und ich lasse dafür sogar ein Eishockeyspiel sausen. Das will schon etwas heißen.

Die Pause dauerte gut 30 Minuten und dieses Mal habe ich mein Plätzchen nicht verlassen. Ich stand gut, hatte eine recht schöne Sicht auf die Bühne und es war auch noch keine Stunde vergangen, seit ich in der Batsckapp war. So harrte ich der Dinge…. So harrte ich des Schandmauls, das da um 22 Uhr auf die Bühne kam.

Wenn die Stimmung bisher schon sehr gut war, wurde diese nun noch besser. Applaus und Jubel, die so laut waren, dass ich kurz überlegen musste, wann es das letzte Mal so euphorisch und laut in der Batschkapp zugegangen war. Da fiel mir Flogging Molly ein. (Den Konzertbericht zu Flogging Molly gibt es HIER)

Jedenfalls hatte ich mich durch die Vorband schon an die Art der Musik gewöhnt und wurde auch durch Schandmaul nicht enttäuscht. Gewiss klingt es ähnlich aber doch auch etwas anders als bei Krayenzeit. Es ist insbesondere der Gesang, der beide Bands deutlich voneinander unterscheidet. Stimmen können doch sehr viel ausmachen.

Die musikalische Bandbreite von Schandmaul war mir durchaus schon bekannt. Schnelle kraftvolle Lieder, bei denen ebenfalls sämtliche Instrumente sehr gut zu hören sind. So war es auch in der Batschkapp. Wobei ich persönlich finde, dass mir die Band live deutlich besser gefällt als auf CD, MP3, usw. das hatte ich wahrlich nicht erwartet.

Auch wenn die schnelleren Songs, die automatisch zum Mitklatschen und Mitbewegen einluden, waren es doch die Balladen, die mich am meisten fasziniert und berührt haben. Tjark Evers und zum Geleit waren die Titel. Ebenfalls wunderschön, traurig und bedächtig. Dabei empfand ich die Stimme des Sängers, Thomas Lindner, wirklich sehr passend. Also insgesamt, nicht nur bei den Balladen.

Es wurde zudem sehr häufig zum Mitklatschen und Mitsingen und sogar zum Tanzen animiert, wenn es nicht sogar schon von selbst aufgekommen war. In den insgesamt zwei Stunden, die Schandmaul auf der Bühne waren, und wovon Thomas Lindner bestimmt gut 20 Minuten geredet hat, durften die Fans auch einige Textpassagen alleine singen. Das klang durchaus sehr gut; viele waren sehr textsicher.

Aber auch der Kanon von Bruder Jakob, den die Gäste der Batschkapp beherrschten, klang fantastisch. Das hatte zwar nicht wirklich etwas mit dem Konzert zu tun, wie Thomas Lindner auch meinte, und dafür Applaus und ein paar positiv gemeinte Lacher erntete, aber es war schon schick.

Ich glaube, wenn ich gewusst hätte, wie lange Schandmaul auf der Bühne verbringen würden, hätte ich für mich Skepsis gehabt, ob mir so eine lange Zeit denn gefallen könnte. Erstaunt war ich dann aber doch, als ich kurz auf die Uhr blickte und sah, dass es schon halb 11 war. Die Zeit rannte auch dieses Mal weg. Das spricht natürlich für die Band und die Musik, die sie machen.

Im Nachhinein war ich doch froh, dass ich diese Skepsis gar nicht haben konnte, sonst wäre mir ein wirklich schöner musikalischer Abend entgangen.

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