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Hardcore Superstar + Fozzy – 08.11.2017 – Colos-Saal Aschaffenburg

Ich war zum ersten Mal im Colos-Saal in Aschaffenburg. Ein schöner, recht gemütlicher Club für Live-Konzerte, der nicht zu klein und nicht zu groß ist und eine angenehme Atmosphäre hat. Ich habe mir sagen lassen, dass bis zu 700 Menschen Platz finden können, aber dann wird es sehr kuschelig für alle Anwesenden.

Begonnen hat der Abend um 18:45 mit der Band „Madame Mayhem“. Der Name dieser Band aus den USA ist gleichermaßen der Künstlername der Sängerin. Im Heimatland ist die Gruppe durchaus bekannt, aber in Europa ist der Durchbruch noch nicht gelungen. Noch nicht; ich bin mir aber sicher, dass das noch kommen wird, denn das musikalische Angebot, das die Band mitgebracht hat ist wundervoll und super.

Sie spielen eine Mischung aus Rock, Hard Rock und Alternative Rock. Die Musik ist geradlinig und sehr melodisch und vor Allem durch die zarte, hohe Stimme der Sängerin und kraftvollen Gitarrenriffs geprägt. Die Songs sind mal härter und schneller, aber es gibt auch langsamere und ruhigere, bei der die sanfte Stimme der Sängerin sehr besticht.

Zwar war die Lautstärke etwas zu hoch beim Auftritt eingestellt, jedoch war die Abmischung der Instrumente und Mikrofone sehr gut, so dass der Stil dieser Band hervorragend zu hören war.

Es war übrigens der erste Auftritt von Madame Mayhem in Deutschland und diese Premiere ist wirklich gelungen. Mir hat die Band sehr gut gefallen und es machte nicht nur Spaß zuzuhören, sondern auch zuzusehen. Gerade die Frontfrau überträgt Kraft und Energie in ihre Stimme und Bewegungen, dass man ihr ansehen kann, dass sie mit ihren 27 Jahren durchaus Bühnenerfahrung hat und weiß, wie man eine gute Show abliefert. Aber auch die Jungs an den Instrumenten stehen ihr in nichts nach.

Madame Mayhem ist eine Live-Band durch und durch. Die Musiker haben Spaß an ihrer Arbeit, was man ihnen auch ansehen kann und lieferten einen tollen Auftritt ab. Es mag durchaus mehrere Bands in diesem Genre geben die stilistisch ähnlich sind, jedoch finde ich persönlich, dass es gerade durch die Sängerin einen ganz besonderen und eigenen Charme mit Wiedererkennungswert hat. Die 30 Minuten waren leider etwas wenig, aber haben doch einen tollen Eindruck von dieser Band geschaffen. Ich hoffe, dass sie sehr bald erneut auf einer Tour in Deutschland sind – schon wieder eine Band, die ich unbedingt nochmal sehen möchte.

Fange ich gerade an zu schwärmen? Irgendwie schon, denn die Bandmitglieder machen nicht nur tolle Musik, sondern sind auch noch sehr sympathisch. Das habe ich am Merchandise-Stand feststellen dürfen. Gerade die Sängerin freut sich wirklich und ehrlich über jeden, der sich für die Gruppe und die angebotenen Artikel interessiert. Meine Güte, was sie lächeln und strahlen kann. Hinreißend. Jedenfalls habe ich mir ihr neuestes Album “Ready for more“ gekauft. Dieses kostet auf der Tour nur 10 €. Doch nicht nur der Preis für ein neues Album mit 13 Songs ist beinahe unschlagbar, noch viel besser ist es, dass das Heftchen der CD von ihr und zwei weiteren Bandmitgliedern signiert wurde. Diese CD ist für mich nun etwas Besonderes, da es die erste signierte CD überhaupt ist, die ich im Besitz habe.

Die Pause dauerte gerade einmal 20 Minuten und wäre wohl noch etwas kürzer ausgefallen, wenn es nicht Schwierigkeiten mit der Feineinstellung einer Gitarre gegeben hätte. Zwei Zwischenrufe von einem Gast waren dabei doch sehr amüsant. Der erste war „Also, ich hör die Gitarre“. Ja, wir haben sie alle gehört, aber wenn die Einstellung nicht stimmt, dann ist es eben nicht perfekt. Der nächste war etwas später, wahrscheinlich von der gleichen Person „Sagt mal, kennt ihr euch überhaupt?!“. Das hatte zwar nichts mit der Gitarre direkt zu tun, aber die Vorstellung, dass sich wildfremde Menschen erst auf der Bühne zusammenfinden, ist schon recht lustig.

Es hatte dann aber doch geklappt die Gitarreneinstellung zu perfektionieren und schon konnte die Gruppe aus Schweden mit dem Namen „The Last Band“ auch mit ihrem Auftritt loslegen.

Was direkt zu hören war, war, dass die Soundeinstellung nicht mehr so laut war, wie noch bei Madame Mayhem. Selbstverständlich war es noch laut, aber nicht mehr so übertrieben. Weiterhin waren die Instrumente und der Gesang gut zu hören und zu unterscheiden, so dass es auch bei dieser Band Spaß machte zuzuhören und zuzusehen. Wenngleich man sich an den Stil dieser Band erstmal gewöhnen muss.

Die noch sehr unbekannte Gruppierung spielt eine Mischung aus Hard Rock, Hardcore und Punk. Ich muss sagen, dass ich diese Mischung bisher noch nicht gehört oder live in Aktion gesehen habe. Der Sänger hat einen Hang zum Schreigesang, der aber noch Vergleichsweise angenehm zum Hören ist.

Insgesamt wirken die Instrumente dabei sehr kraftvoll und dunkel. Tiefe Töne bestimmen den Sound überwiegend. So kam es mir zumindest vor. Es ist aber gleichermaßen festzustellen, dass die melodischen Parts und auch die Solos an der Gitarre hervorragend sind. Sowas mag ich sehr. Insbesondere der Gitarrist, vor dem ich stand, hatte sichtlich Spaß daran. Zudem sind die Gitarristen auch für die guturral gesungenen Hintergründe verantwortlich. Und das kommt in Verbindung mit der Musik ganz dazu ganz gut.

Das Publikum hat sich sichtlich schwer getan mit dieser Band auf eine Wellenlänge zu kommen. Zwar wurde versucht zum Mitklatschen zu animieren, aber das hat nur durchwachsen Anklang gefunden. Applaus gab es dennoch für die Jungs.

Mir persönlich hat insbesondere die Leistung des Gitarristen sehr gefallen, wenngleich ich mich an diese Art der Musik doch noch gewöhnen muss. Hardcore ist in dem Fall nicht wirklich meine Musikrichtung und insgesamt betrachtet war eine halbe Stunde Programm auch in Ordnung.

Die folgende Pause war dann eine etwas länge von knapp 30 Minuten. Die Vorbereitungen für den ersten Hauptakt des Abends liefen auf Hochtouren. Während ich mir ein weiteres Karamalz zum Trinken geholt und dafür mitleidige und verständnislose Blicke abgeholt habe (Willkommen in Bayern), freute ich mich schon sehr darauf Fozzy mit dem Frontmann Chris Jericho (bekannt aus der WWE als Wrestler) live zu sehen.

Und dann kamen sie auch auf die Bühne unter großem Jubel und Applaus. Als Letzter kam Chris jericho, der Sänger, auf die Bühne und der Applaus wurde noch ein Stück lauter. Dass gerade er zu entertainen weiß, dürfte Wrestlinginteressierten durchaus bekannt sein. Aber es ging nicht um Wrestling an diesem Abend, sondern um Musik. Und ich war doch sehr überrascht, wie gut Chris Jericho singen kann. Die Kombination aus starkem Entertainment und Gesang von seiner Seite zogen sich durch den ganzen Auftritt und machten daraus ein kleines Spektakel.

Wie man es von ihm kennt, trug er einen Schal und seine „Glitzer-Glitzer-Jacke“, die er im Verlauf des Abends aber ablegte. Die anderen Mitglieder der Band sahen im Vergleich dazu recht normal aus; bis auf den Drummer, der mit schwarzem Hemd und weißer Krawatte seiner Arbeit nachging.

Dass der Großteil der Gäste wegen Fozzy da war, machte sich doch sehr deutlich bemerkbar, denn der Applaus und Jubel nach jedem Song war großartig. Zudem wurde sehr häufig zum Mitklatschen und Mitsingen aufgefordert, was das begeisterte Publikum im Colos-Saal mehr als gerne angenommen hat.

Auch bei Fozzy waren die Toneinstellungen gelungen, sodass der Gesang und die Instrumente sehr gut zu unterscheiden und rauszuhören waren. Die musikalischen Aspekte und Parts waren sehr gelungen und auch das ein oder andere Solo an der Gitarre sah nicht nur hervorragend aus, sondern hörte sich genauso an.

Wie schnell die Zeit doch vergeht, wenn man bei allem, was gefordert wird, mitmacht und fast permanent am Headbangen ist, dass man sich im Anschluss fühlt, als hätte man ein Schleudertrauma. Aber es war nun mal großartig. Auch als eine Nebelkanone von Chris in die Luft gehalten wurde und er damit ein wenig Nebel frabrizierte, der schnell verflog, war es ein angenehmes Erlebnis. Das war ganz kühl und eine kleine Erfrischung, die sehr gut getan hat.

Toll war auch die Aktion eines Gitarristen, der sich spontan dazu entschied in die Menge der Fans hinunter zu springen und dort ein kleines Bad in der Menge zu nehmen und dabei weiter Gitarre zu spielen. Eine sehr sympathische Aktion und zum Glück ließ man ihm genug Platz um das zu tun und den Weg zur Bühne zurückzugehen.

Insgesamt war ich von Fozzy sehr positiv überrascht und begeistert. Ich hatte nicht erwartet, dass Musik und insbesondere der Gesang live auch so gut, wenn nicht sogar besser, als auf den CDs sind. Rock und Metal, weder zu soft noch zu hart. Der ideale Mittelweg mit Melodie und tollem Gesang. So kann ich das in Kürze beschreiben. Sie sind eine Band, die definitiv und absolut Hauptakt und Headliner-Charakter haben.

Es gab sogar noch eine Zugabe, da die Fans lautstark nach mehr von Fozzy skandierten. Während sich Chris jericho das Handtuch übers Gesicht legte, wartete er nur darauf, dass die Lautstärke noch ein wenig höher wird. Als das geschah nahm er es herunter und warf es in die Menge. Das war der Zeitpunk, als Jubel und Beifall am größten waren.

Die Extraportion Fozzy, die den Gesamtauftritt auf eine knappe Stunde erhöhte, hat noch einmal gut getan. Es war einfach viel zu schnell rum.

Ein letztes Mal ein Päuschen und das war auch nötig. Ich bin hinaus und musste etwas dampfen und mir erneut ein Karamalz holen, bei dem mir abermals mitleidige und Blicke des vollsten Unverständnisses zugeworfen wurden. Leider verließen schon recht viele Menschen das Konzert, was ich nicht verstehen konnte, denn es gab noch eine weitere Band an diesem Abend. Die Pause war dieses Mal ca. 25 Minuten lang und währenddessen wurde die Bühne für Hardcore Superstar vorbereitet.

Wer jetzt vermutet, dass diese schwedische Band Hardcore spielt, der täuscht sich. Sie spielen nämlich eine Mischung aus Hard Rock und Sleaze Rock. Von der Optik der Musiker könnte man auch auf Glam Rock schließen, wenngleich natürlich Sleaze die eher ungepflegt wirkende Variante darstellt. Zerrissene Kleidung, lange unsortierte Haare usw.

Als die Schweden auf die Bühne kamen, gab es Applaus und vereinzelte laute Jubler. Auch das Publikum hatte sich etwas gewandelt. Von jungen, zumeist Damen, zu älteren Herren in Kutte, bzw. Weste.

Das entspricht dem musikalischen Stil der Band, der durchaus abwechslungsreich aber geradlinig ist. Ein wenig hat es mich auch an Rock’n roll erinnert.

Der Sänger Joakim Berg konnte keine Minute stillstehen. Er wanderte auf der Bühne stets von links nach rechts und zurück, vor die Fans und spulte bestimmt viele Kilometer während des Auftritts ab. Zudem versuchte er oft das Publikum vor allem zum Mitklatschen zu animieren, was auch recht gut funktionierte.

Gesang und Musik waren weiterhin sehr gut aufeinander abgestimmt, so dass man den Sänger gut verstehen und den Instrumenten lauschen konnte. Dieser musikalische Stil war irgendwie neu für mich und irgendwie auch nicht. Ich weiß, dass das komisch klingt, aber so war es nun mal.

Die Musik schien mir sehr basslastig, was mir durchaus gefiel. Auch der klang der Gitarre war sehr auf tiefe Töne ausgelegt und dennoch sehr einprägsam. Es war interessant und gut, lebhaft und meiner Meinung nach mal etwas Anderes. Melodie und Solos gefielen mir sehr gut. Auch auf das Publikum wurde eingegangen.

Was ich persönlich sehr schön fand, war, dass Sänger und Gitarrist die beiden kleinen Mädels, die mittlerweile mit ihrer Mutter ganz vorne standen, häufig einbezogen haben. Sei es, dass der Sänger mal zu ihnen kam, sie drückte oder als der Gitarrist den beiden jeweils eines seiner Plektren gegeben hatte. Die zwei waren wirklich happy zu der späten Stunde.

Apropos Plektren. Eines wurde in die erste Reihe geworfen und verschwand auf kuriose Art und Weise. Zwei Menschen haben danach gesucht, es aber nicht gefunden. Auf dem Boden war es nicht und ich hatte da eine Vermutung, die sich bestätigen sollte: es lag in einem meiner leeren Karamalzbecher. Tatsächlich hat es dann jemand bemerkt und gesehen und sich genommen. Ein zweites wurde einige Zeit später ebenfalls unter die Leute geworfen. Insbesondere die Gruppe neben mir war an einem interessiert. Und wo landete es? Auf meinem linken Arm. Ich stand nämlich für eine Weile mit verschränkten Armen da. Da ich diese Plektren aber nicht sammle, habe ich dieses meinem Kollegen gegeben, da er sowas sehr gerne sammelt.

So viel Energie hatte ich während dem Auftritt dieser Band leider nicht mehr. Fozzy hatte schon sehr viel davon für sich beansprucht. Dennoch waren das Mitklatschen und Headbangen noch drin. So verging eine weitere Stunde Live-Musik einer interessanten Band.

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