Eingerahmt von musikalischen Beiträgen des gemischten Chors des Gesangvereins „Frohsinn“ Rüsselsheim Königstädten und begleitet von Zwischenspielen der Pianistin Susanne Wassenich, ist am Montag (12. August) eine Ausstellung zu Friedrich Ebert in der Rotunde des Rathauses feierlich eröffnet worden. Die von der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Heidelberg konzipierte Wanderausstellung ist noch bis zum 12. September 2019 in der Rathausrotunde zu sehen.
Bürgermeister Dennis Grieser richtete anlässlich der Eröffnung eindringliche Appelle zur demokratischen Mitwirkung an die Anwesenden. In seinem Grußwort erinnerte Grieser an die Bedeutung der Weimarer Reichsverfassung als erste demokratische Verfassung Deutschlands, deren Inhalte sich zum Teil auch im heutigen Grundgesetz der Bundesrepublik wiederfinden. Gleichsam betonte der Bürgermeister mit Blick auf das Scheitern der Weimarer Republik: „Eine funktionierende Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie zu pflegen ist unser Auftrag.“ Friedrich Ebert, so Grieser, sei ein „Beispiel für gelebte Demokratie“. Eberts Einstehen für Überzeugungen übertrug er in die Gegenwart und forderte: „Wir müssen alle unsere schwer errungenen Rechte verteidigen und unsere Gesellschaft mitgestalten.“ Jede und jeder Wahlberechtigte sei dazu aufgefordert, „teilzuhaben an der Ausgestaltung unserer demokratischen Werte und damit der freiheitlichen Haltung unseres Landes.“ Grieser resümierte: „Für uns bleibt 100 Jahre nach Unterzeichnung der Weimarer Verfassung die Mahnung, dass niedergeschriebenes Recht noch keinen Rechtsstaat sichert und demokratische Strukturen alleine noch keine Demokratie garantieren.“
Stadtverordnetenvorsteher Jens Grode sah in der Ausstellung zum einen „gelungene Werbung für die Demokratie“, zum anderen aber auch einen „wichtigen Hinweis für die Möglichkeit des Scheiterns von Demokratie.“ Zwar ließen sich die Verhältnisse in der Weimarer Republik nicht 1:1 mit den heutigen Verhältnissen vergleichen. Dennoch gebe es in den heutigen politischen Entwicklungen einzelne Aspekte, „die uns erschreckend bekannt vorkommen“. Auch heute seien, ebenso wie zu Eberts Zeiten, Hetze und Diffamierung wieder Teil der öffentlichen politischen Auseinandersetzung. Grode machte deutlich: „Die Parallelen sind offensichtlich und mahnen zur Wachsamkeit und zur aktiven Unterstützung unserer Demokratie.“
Als Vertreter der Heidelberger Stiftung war
Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Prof. Dr. Walter Mühlhausen
angereist und ging in seinem Vortrag auf die bewegte Biographie und das
politische Vermächtnis Eberts ein. Auch Mühlhausen erinnerte an die
Hetzkampagne gegen Ebert, die, so der Gast aus Heidelberg, auch zu
seinem frühen Tod im Alter von 54 Jahren beigetragen habe. Zum Zeitpunkt
von Eberts Tod im Jahre 1925 habe sich die Weimarer Republik in einer
Phase der relativen Stabilität befunden. Und das, obwohl Ebert in seinen
sechs Jahren an der Spitze des Staates neun Kanzler und zwölf
verschiedene Regierungen erlebt habe. Mühlhausen hob hervor, dass Eberts
Politik stets vom Ringen um Kompromisse geprägt gewesen sei und
betonte: „Demokratie war, damals wie heute, nicht ohne Kompromiss, nicht
ohne Konsens möglich.“
Prof. Mühlhausen, der am Tag zuvor noch an
einem Festakt im thüringischen Schwarzburg zum 100-jährigen Jubiläum der
Unterzeichnung der Weimarer Reichsverfassung durch Ebert teilgenommen
hatte, lud zum Abschluss seines Vortrages „alle dazu ein, sich mit Hilfe
der Ausstellung mit dem Leben Friedrich Eberts auseinanderzusetzen“.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses frei zugänglich. Lediglich am Donnerstag (15. August) ist die Ausstellung geschlossen. Die Öffnungszeiten des Rüsselsheimer Rathauses, Eingang Faulbruchstraße, sind: Montag bis Mittwoch: 8 bis 16 Uhr, Donnerstag: 8 bis 18 Uhr, Freitag: 8 bis 12 Uhr.
Quelle: Pressemeldung der Stadt Rüsselsheim am Main – Foto: Stadt Rüsselsheim am Main, Fotograf: Volker Dziemballa