Ein Wetter wie an der kroatischen Mittelmeerküste prophezeit Dr. Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst der Stadt Offenbach in rund 80 Jahren bei der Klimaschutzkonferenz 2019. „Nach Euch die Sintflut? Was tut die Politik für die kommenden Generationen?“ stand im Hafen 2 als Frage über der Konferenz am Freitag. Bei hochsommerlichen Temperaturen interessierte sich fast 80 Personen für das Thema. Die Leiterin des Amtes für Umwelt, Energie und Klimaschutz, Heike Hollerbach, moderierte die Konferenz. Stadtrat Paul-Gerhard Weiß, zuständig für Bauen, Bildung und Umwelt, begrüßte die Besucher und informierte über einige der in Offenbach bereits geplanten Maßnahmen
Anschließend hatte die Wissenschaft das Wort. Walter, der im Fachbereich Klimaschutz und Klimaanpassung des Deutschen Wetterdienstes forscht, erläuterte die Auswirkungen des Klimawandels insbesondere in Deutschland. Er machte die düstere Prognose greifbar.
„Die globale Temperatur wird sich, wenn wir alle so weitermachen wie bisher, um bis zu 5 Grad zum Ende des Jahrhunderts erhöhen.“ Schon Mitte des Jahrhunderts wird dann ein Hitzesommer, wie dieses Jahr „ein völlig normaler Sommer“. Offenbachs zukünftiges Klima im Jahr 2100 entspricht dann dem der Stadt Rijeka, das an der kroatischen Mittelmeerküste liegt. Das hat extreme Auswirkungen.
Woher kommen die schädlichen Emissionen, die Antreiber für den Klimawandel sind war der Fokus von Lena Keul, Referatsleiterin für Klimaschutz und Klimaanpassung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In Hessen ist dies zu über einem Drittel der Verkehr, dicht gefolgt von Haushalten, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen. Rund 20 Prozent der Treibhausgase entstehen bei der Energiegewinnung, auf die Industrie fallen acht Prozent. Die Frage, ob jeder etwas zum Klimaschutz beitragen kann, bejahte Keul deutlich.
Beeindruckendes Beispiel für die Auswirkungen im Alltag waren Ergebnisse von Messungen während das Steinkohlekraftwerk Staudinger bei Hanau abgeschaltet war. Die CO2-Emmissionen gingen sehr deutlich in Hessen zurück. „Also ist die Energiewende ein entscheidendes Thema“, machte Hollerbach deutlich.
Die Besucherinnen und Besucher der Konferenz konnten an vier Mitmachständen auf dem weitläufigen und teils von Schafen bewohnten Gelände des Hafen 2 ihr eigenes Verhalten in Sachen Klimaschutz erforschen und für die Zukunft Offenbachs Ziele und Wünsche formulieren. Themen wie Elektromobilität, wie werde ich Klimapate in der Stadt Offenbach, Trinkwasser als CO2-freier Durstlöscher oder wie sieht mein persönlicher CO2-Fußabdruck aus, kamen gut an. Erkenntnis des Tages: Vom Optimalwert von 20 war der Durchschnitt aller Teilnehmenden weit entfernt.
Im letzten Teil der Veranstaltung verwandelte sich der Hafen 2 zu einer Polittalkshow für fünf mutige Offenbacher Politikerinnen und Politiker, die sich dem Dialog mit dem Publikum zur Entwicklung des Klimaschutzes in Offenbach stellten. Heikle Fragen ergaben sich auch aus einem der Aktionsstände mit dem Titel „ Wie stellst Du Dir Dein Offenbach von Morgen vor?“.
Unter den Gästen aus der Politik: Paul- Gerhard Weiß (FDP), Dominik Mangelmann (CDU), Martin Wilhelm (SPD), Dr. Sybille Schumann und Agnes Stoffels (Linke). „Friday for Future“-Aktivisten waren genauso kritisch mitdiskutierende Teilnehmer wie auch die Kids des Jugendzentrums Nordend. Die Politik sah sich herausgefordert: es werde zwar schon manches getan, vom Radwegeausbau bis zum Einleiten der Energiewende, das reiche aber nicht. Die Selbsterkenntnis aus der Diskussion mit dem Publikum: „Politik muss mutiger sein!“ Gefordert wurde auch ein Nachdenken, wie Veränderungen im Mobilitätsbereich, Umnutzung von Straßenflächen zugunsten von Radwegen oder mehr Nutzung von bisher mit Verkehr belegten Flächen für Freizeitaktivitäten erfolgen können. Vorschläge kamen viele, auch die Forderung nach einem Nachhaltigkeitszentrum für OF, die Entsiegelung von Flächen, Unverpackt-Läden bis hin zur autofreien Innenstadt. Der Blick ging aber auch über Offenbach hinaus beispielsweise bei den Vorschlägen zur Versteuerung von Flugbenzin oder zur Abschaffung von Inlandsflügen.
„Wir haben noch viele offene Fragen, gut war die Beteiligung“, waren einige Stimmen aus dem jugendlichen Publikum. Das abwechslungsreiche Programm hat allen gut gefallen. Die Hauptsache war das Thema Mobilität. Zum Abschluss formulierten die Politikerinnen und Politiker schließlich ihre Klimaschutzziele bis zum Jahr 2030.
„In einer Zeitkapsel schlummert nun der Zeitgeist des Jahres, indem dem Klimaschutz so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wie vielleicht noch nie zuvor – bis zur Lüftung in 2030, dann wird geprüft, was wirklich eingetreten ist“, sagt Hollerbach mit Blick auf die Veranstaltung. Eines sei allen Anwesenden bewusst: Den Einsichten aus der Konferenz – wir sind alle beteiligt und sind alle gefordert – müssen nun Taten folgen.
Quelle: Pressemeldung der Stadt Offenbach am Main