Mein unnötiger und unfachmännischer Kommentar zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der FIFA WM in Russland (Foto by Stefan Claus)
Nicht, dass ich das nun tun müsste, oder es von mir erwartet wird, dies zu tun. Nein, ich möchte einfach meine Gedanken aus dem Kopf rausbekommen, mich beim Schreiben ein bisschen künstlich aufregen, diese Gedanken mitteilen und dann ist auch gut. Das Bild kommt übrigens von Stefan Claus. Passt irgendwie und danke, dass ich es nutzen durfte.
Der Punkt ist, dass Dinge, die ich mir aus dem Kopf schreibe, auch so gut wie dauerhaft daraus verschwinden. Der Satz klingt seltsam, ich weiß.
Mal wieder Fußball, mal wieder eine Weltmeisterschaft, mal wieder Euphorie und mal wieder eine ganze Nation voller potentieller Bundestrainer.
Ich muss tatsächlich sagen, dass mich Fußball, seit ich American Football für mich entdeckt habe, nur noch eher beiläufig interessiert. Manchmal frage ich mich, ob da Männer oder Mimosen (kurz: Mösen) auf dem Platz stehen. Es werden wohl zunehmend immer mehr Mösen (oder auch Pussys), die sich regelmäßig bei sanft-zärtlichen Berührungen des Gegenspielers in Todesangst und mit brachialen Schmerzen; ach guck mal, der kann ja wieder laufen und hüpfen, als wäre nie etwas gewesen.
Vor vielen Jahren, in einer längst vergangenen Zeit, spielte ich sogar auch mal Vereinsfußball. Irgendwann machte es aber in den unteren Kreisligen einfach keinen Spaß mehr. Nur meine Fitness und Kondition hätte ich von damals gerne wieder zurück.
Moment, ich wollte eigentlich über dieses historische deutsche Fußballereignis schreiben, das Geschichte schrieb! Irgendwann ist bekanntlich immer das erste Mal und so nun auch bei der deutschen Nationalmannschaft, die sich als Gruppenletzter aus dem Turnier verabschiedet hat. Und das völlig zurecht.
Wenn ich dieses entscheidende Spiel mit den Footballspielen der Frankfurt Universe gegen die Lions aus Braunschweig vergleiche, dann wäre ich beim Spiel gegen Südkorea beinahe vor Langeweile ins Koma gefallen. Da kam so viel von diesen Spielern, dass ich den Spieler im grünen Trikot mit der Nummer 10 als Prinz Valium bezeichnen möchte.
So oft, wie bei diesem Spiel, habe ich lange nicht mehr gegähnt und mich gefragt, wann diese Qual ein Ende finden würde.
Aber woran lag es? Nun, „Die Mannschaft“ war definitiv keine Mannschaft. Die Herren Gündogan und Özil haben sich ohnehin schon im Vorfeld mit ihrer Aktion, sich mit einer gewissen Person auf eine absurde Art und Weise zu zeigen, davon entfernt. Ich bin mir sicher, dass sich dies auf die gesammelte Truppe ausgewirkt hat und nicht nur auf diese beiden.
Es wäre besser gewesen, diese beiden nicht mitgenommen zu haben. Verstehen konnte ich es nicht; wie so viele andere Menschen. Vermutlich wäre das besser gewesen. Wäre, hätte, könnte… Hallo Fahrradkette!
Bereits vor dem Turnier in den Testspielen konnte man erkennen, dass es sehr viele Defizite gab. Bzw. immer noch gibt. Die Verteidigung war mal das Prunkstück. In den letzten Spielen aber mehr ein Hühnerhaufen als alles andere.
Nur Manuel Neuer war einigermaßen auf der Höhe, was aufgrund seiner langen Auszeit schon sehr positiv war.
Den Rest kann man getrost zusammenfassend benennen:
- Kein Teamgeist
- Keine Körpersprache
- Kein Wille zu gewinnen
- Zu wenig Einsatz
- Keine Leidenschaft
- Keine Lust und
- Kein Interesse
Bisher war es eigentlich nie von Nöten, dass die deutsche Mannschaft einen supertollen Superstar gebraucht hat. Dafür gab es jeden einzelnen Spieler, der sich für seine Nebenleute den Allerwertesten aufgerissen hat. Aber es gab auch bislang immer eine Führungsfigur. Sei es ein Effenberg, Ballack oder zuletzt Schweinsteiger. So ein Typ fehlt einfach. Boateng könnte es sein, Kroos hätte es sein können. Der Rest? Hatte sich abgemeldet.
Mich hat auch stets die taktische Ausrichtung gewundert. Nun gut, ich kann dem 4-2-3-1 System ohnehin nichts abgewinnen. Ist dieses nicht bereits überholt? 4-3-3 oder 4-5-1 sogar ein klassisches 4-4-2 mit Raute wäre ansprechender. Aber was sage ich da. Ohne Trainerschein und nur die Expertise aus den früheren Fussball Manager Spielen von EA befähigt mich doch überhaupt nicht für solche Aussagen. Was denken die anderen 82 Millionen Bundestrainer darüber?
Doch nicht nur die Formation wirft Fragen auf. Auch über die aufgestellten Spieler konnte man sich im dritten Spiel nur verwundert die Augen reiben. Und Augen sind ein gutes Stichwort. Mit was genau hat der türkische Diktator Herrn Löw bedroht, dass er die Nummer 10 hat durchspielen lassen? Herr Löw hat Vertrauen in Spieler gesetzt, deren Vertrauenswert seit den Vorbereitungsspielen und spätestens seit dem ersten Gruppenspiel gegen Mexiko eher gen Untergeschoss gesunken ist. Junge, frische und hungrige Spieler saßen auf der Bank, während die lustlosen Alibispieler ihren Marktwert um ein Vielfaches reduziert haben.
Einzelkritiken kann ich auch, glaube ich:
Manuel Neuer: Für ihn normale Leistungen, trotz langer Verletzungspause. Bei den Gegentoren von der Abwehr im Stich gelassen. Aussetzer im letzten Gruppenspiel Note: 3
Marc-André ter Stegen: machte eine gute Figur auf dem Trainingsplatz. Note: –
Kevin Trapp: ergänzte ter Stegens Figur. Note: –
Jérôme Boateng: Lange nicht mehr so unsicher gesehen und einen unnötigen Platzverweis abgeholt. Darf er als gesperrter Spieler nicht mit in den Teambereich? (Ich weiß es nicht). Erster Eindruck dadurch: Distanz zur Truppe. Note: 4
Matthias Ginter: Hat ihn jemand spielen sehen? Note: –
Jonas Hector: Man kann ihm nicht viel vorwerfen. Erkrankt, angeschlagen und sicher auch nicht bei 100%. War aber okay. Note: 3
Mats Hummels: Weltklasse sieht anders aus. Sicherheit und Ruhe konnte er kaum ins Spiel bringen. Im dritten Spiel war er für Südkorea ein guter Verteidiger mit seinen Kopfbällen über das Tor. Note: 4
Joshua Kimmich: Gerade im ersten Spiel zu viel vorne zu finden und seine Defensivkollegen unter Druck gebracht. Einer von wenigen, der wollte, aber von anderen Spielern daran gehindert wurde. Note: 3
Marvin Plattenhardt: Hatte nicht schlecht gespielt. Die Herausnahme nicht ganz nachvollziehbar. Von den Kameraden im ersten Spiel häufig ignoriert und das trotz Platz auf seiner Seite. Das Kollektiv zieht seine Bewertung herunter. Note: 3-
Antonio Rüdiger: Auch bei ihm ein roter Faden der Unsicherheit, welcher aber nach und nach verschwand. Zeigte an sich eine solide Leistung bei seinem Einsatz. Note: 3
Niklas Süle: Auch er zeigte bei seinem Einsatz nicht die beste Leistung. Konnte aber einige Konter unterbinden, wenn auch in letzter Not. Note: 3+
Julian Brandt: Der beste Spieler im Mittelfeld. Unbekümmert und frech. Einfallsreich und unbekümmert (ja, er war so unbekümmert, dass es für zwei Mal reicht). Pech bei seinen Abschlüssen. Er hätte einen Startplatz und das Vertrauen des Trainers schon nach dem ersten Spiel verdient gehabt und kam trotzdem nicht über die Einwechslerrolle hinaus. Note: 2
Julian Draxler: Mal gut, mal abgetaucht. Keine konstante Leistung zu sehen. Dennoch einer der besseren in dieser Truppe. Note: 3
Mario Gomez: Kann auch nicht mehr machen, als gezeigt. Wenn die Spieler dahinter ihre Leistung nicht abrufen können oder wollen, dann wird es für einen Stürmer sehr schwer. Die wenigen Abschlüsse waren unplatziert und schwach für seine Verhältnisse. Note: 4
Leon Goretzka: Mit Vertrauen und mehr Einsatzzeit kann er auch mehr abliefern. Note: 4
İlkay Gündoğan: Wirkte verunsichert und traute sich nicht aus sich herauszugehen. Falsche Zurückhaltung und hätte aufgrund der Vorgeschichte nicht mitgenommen werden dürfen. Note: 5
Sami Khedira: Nur sein Name ist noch übriggeblieben. Die Leistung war irgendwo in der Kabine. Kein Auftreten, das einem Weltmeister oder Spieler seiner (angeblichen) Klasse würdig ist. Note: 5
Toni Kroos: Redet viel und beschönigt die Missstände. Bereitete zwei Gegentore vor. Wunderschönes Freistoßtor und etwas Engagement im dritten Spiel. Vier Champions League Titel sieht man ihm nicht an. Ein Spieler seiner Klasse sollte präsenter auf dem Feld sein. Note: 4-
Thomas Müller: Diese WM war nicht sein Tag. Glücklos und Pech hing an seinen Schuhen. Aber auch ansonsten sah man sein Spiel, das die Gegner verwirrt, so gar nicht. Dafür zeigte er Emotionen und damit war er einer der wenigsten Spieler in dieser Truppe. Note: 4-
Mesut Özil: Der lustloseste und unmotivierteste Spieler von allen. Keine Leistung, keine Körpersprache. Er hätte nicht zur WM mitgenommen werden dürfen nach der Vorgeschichte. Ob er das Trikot mit Stolz getragen hat, wage ich zu bezweifeln. Meine Empfehlung: Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft. Note: 6
Marco Reus: Sehr auffällig und wurde mit einem Tor belohnt. Leider auch für ihn zu wenig. Auch seine Leistung wurde zum Ende hin schwächer. Dennoch jemand, der Lust auf mehr hatte. Leider mit den falschen Mitspielern. Note: 3
Sebastian Rudy: Er hatte Bock und zwar so richtig. Dass er mit einem Nasenbeinbruch nicht mehr weiterspielen konnte und auch keinen weiteren Einsatz hatte, ist sehr schade. Er wollte, er zeigte sich und lieferte. Zwar ist seine Einsatzzeit nur sehr kurz gewesen, aber die Bewertung fällt für ihn positiv aus. Note: 2
Timo Werner: Seine beste Leistung zeigte er im zweiten Spiel. Warum es ihm der Trainer mit der Aufstellung schwermacht, ist nicht nachzuvollziehen. Aber auch seine Abschlüsse waren eher glücklos. Für einen Angreifer insgesamt aber zu wenig. Positiv für ihn, dass er daraus seine Erfahrung ziehen und besser werden kann. Note: 4
Ob ich mit alledem richtig liege oder daneben, das weiß ich nicht. Ich bin das subjektiv angegangen – hoffe ich zumindest. Wie dem auch sei, es ist nur Fußball und auch das wird weitergehen. Immerhin waren die Deutschen dabei. Das ist mehr als die Niederländer und Italiener in diesem Jahr von sich behaupten können. Nun können wir uns mit unseren Leidensgenossen zusammentun und ein paar gemeinsame Runden auf der Konsole spielen.